Kulturbau: Jetzt führt die Stadt Regie

Der Werkvertrag zwischen der Stadt Koblenz und der Forum Mittelrhein Kultur Koblenz GmbH ist so gut wie erfüllt: Das Kulturgebäude wurde heute als veredelter Rohbau den Stadtvätern übergeben: seit Freitagmorgen ist Hochbauamtsleiter Albert Diehl offizieller Bauleiter für den Kulturbau und für die rechtzeitige Fertigstellung verantwortlich.

OB Hofmann-Göttig bei der Übergabe

Koblenz ist sichtbar im Wandel: Mit Riesenschritten wird aus dem Zentralplatz das neue Forum Mittelrhein. Die Eröffnung des Einkaufscenters ist – ebenso wie die Ausgestaltung der übrigen Freifläche – für Herbst geplant,  die des Kulturbaus für das Frühjahr 2013. Für die Stadt bedeutet das in erster Linie viel Arbeit. Sie erhielt jetzt termin- und kostengerecht den veredelten Rohbau: die fertige Stahlbetonkonstruktion inklusive Glasfassade, Energieeinspeisung, Heizung und Wasserversorgung. Die Aufzüge sollen zum September betriebsfertig sein.

Ein paar Kleinigkeiten aber fehlen noch zum großen Kulturglück: Kleinere Mängel auf den fast 19 000 Quadratmetern Gesamtfläche bedürfen der Nachbesserung und Teile der Fassade müssen erneuert werden. Einige Elemente nämlich sind bei den Bauarbeiten zu Bruch gegangen und bei Lieferzeiten von gut sechs Wochen hapert der Nachschub. Die restlichen Arbeiten aber seien – so Stadtoberhaupt Joachim Hofmann-Göttig – durch eine Bankbürgschaft gesichert.

Eine besondere Herausforderung stellt die Dachterrasse dar. Die kompletten Bodenaufbauten liegen ebenfalls in Händen der Stadt. So also auch die barrierefreie Gestaltung der 900 Quadratmeter, die rundum einen fantastischen Ausblick auf Koblenz bieten.

Innenansicht Kulturbau

Der Bau, der jüngst in den trüben Wintermonaten ob seines tristen Betongraus manch kultursehnendes Schängel-Herzchen zu erdrücken schien, ersteht bereits seit einigen Wochen in glänzendem Weiß – und ist vielen Unkenrufen zum Trotz – mit seinen 32 Metern lichter Höhe keineswegs das höchste Gebäude rund um den Zentralplatz.

Die Fassade, die nach einem weltweit einzigartigen Prinzip vorgehängt ist, spiegelt sich schon jetzt im Innern des Kulturkolosses wider. Wer das Foyer, wo in Zukunft die Koblenz-Touristik und das Zentrum der Rheinromantik, das „Romanticum“,  zuhause sein werden, betritt, schaut sogleich über die komplette Höhe durch ein Glasdach in den Himmel. Zur Übergabe war er strahlend blau. Und auch wenn Koblenz‘ kerniger Kulturpalast zurzeit innen immer noch grau erscheint, so werden die architektonischen Visionen nun von Tag zu Tag greifbarer und blickt der Betrachter in jedes der einzelnen Geschosse, erlebt Transparenz und Licht, Weitläufigkeit und stilsicheren Verzicht – fast so wie es Bauhaus-Vater Mies van der Rohe einst so viel zitiert proklamierte: Weniger ist mehr. Für das „Mehr“ steht das Bauwerk aus der Feder des des in Aachen und Amsterdam beheimateten Planerbüros Benthem & Crouwel durch sich selbst und seine zukünftige Verbindung mit dem Shopping-Center: Die Innenstadt von Koblenz bekommt nach langer, langer Zeit endlich wieder ein zentral-vitales Herz.

Innenansicht Bibliothek

Für Frühjahr 2013 läuten jetzt die Glocken und muss der Kulturbau rundum fertiggestellt sein, um den Bürgern übergeben werden zu können. Regie führt jetzt die Stadt. Angesichts des guten Verlaufs aller bisherigen Arbeiten scheint das alles sehr wahrscheinlich. Angesichts andere großer Bauprojekte derselben Stadt bleibt’s spannend – keine Frage.

(aus: LokalAnzeiger Koblenz v. 10.05.2012, Ralf Helfenstein)